Elternratgeber Lernstörungen
- Eva Tam -Systemische Kinderpsychotherapie

- 16. Jan.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai
TEIL 1 - Definition Lernstörungen allgemein, Diagnostik

VORWORT
Hallo liebe Eltern,
gerne möchte ich Ihnen einen Einblick in die vielfältige Welt der Lernstörungen geben. Durch persönliche Erfahrungen mit Autismus, Dyspraxie, VED, Dysphagie und ADS habe ich selbst erlebt, welche Herausforderungen diese mit sich bringen können.
Nach Monaten des Bücherwälzens möchte ich Ihnen nicht nur Fachjargon servieren, sondern auch aus meiner Erfahrung als Therapeutin mit betroffenen Kindern berichten und ein wenig Klarheit in den therapeutischen Prozess bringen.
Wir werden uns damit beschäftigen, wie sich Lernstörungen im Schulalltag und zuhause zeigen und welche therapeutischen Ansätze es gibt. Da das Thema so riesig ist, werde ich es in einzelne Bereiche aufteilen und Ihnen passende Literaturhinweise geben, um noch tiefer einzutauchen.
Lernstörungen sind heutzutage keine Seltenheit mehr, aber oft werden sie leider nicht richtig erkannt oder behandelt. Das kann dazu führen, dass Kinder und ihre Familien richtig leiden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie als Eltern die Führung übernehmen und ein wachsames Auge auf Ihre Kids haben, sei es zuhause oder in der Schule. Vergessen Sie die Zeiten, in denen man dachte, ein paar Leseübungen würden alle Probleme lösen – das ist leider nicht der Fall.
Als ein Baustein sind Sie der Allroundmanager, der Ihren Kids den Weg zum Erfolg ebnet. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie frustrierend es sein kann, wenn Kinder aufgrund von Lernstörungen falsch eingeschätzt werden. Jedes Kind ist einzigartig und hat seine ganz eigenen Talente und Stärken! Es ist unsere Aufgabe als Eltern, das Beste aus diesen Talenten herauszuholen und unseren Kids mit positiven Gedanken den Rücken zu stärken. Denn, seien wir ehrlich, wir sind nicht nur Manager, sondern auch die Motivationsgurus für unsere kleinen Lieblinge!
Gemeinsam können Sie diesen Weg gehen und dafür sorgen, dass Ihre Kinder ihre individuellen Stärken entfalten und zu echten Überwindern werden! 🌟
WAS SIND LERNSTÖRUNGEN?
Lernstörungen können inhaltlich begrenzt oder allgemein sein
Inhaltlich begrenzte Störungen
sind durch deutliche Minderleistungen in einem Lernbereich definiert, während in den sonstiges Unterrichtsfächern eine gute Lernfähigkeit vorliegt und die allgemeine Intelligenz ein mittleres Niveau aufweist.
Allgemeine Lernstörungen
Lernstörungen können das Lernen sowohl in schulischen als auch außerschulischen Bereichen in erheblichem Maße beeinträchtigen. Bei einer leichten geistigen Behinderung sind die intellektuellen Fähigkeiten begrenzt, wobei die Schulfähigkeit erhalten bleibt und der IQ zwischen 50 und 70 liegt.

Vorübergehende Lernstörungen können durch verschiedene kritische und situative Ereignisse auftreten, wie Reifungskrisen, Schulwechsel, traumatische Erlebnisse und Neuorientierungen. Es ist wichtig zu beachten, dass Lernstörungen oft verbleiben und zu anhaltenden Lernrückständen führen können, die sich im Laufe der Zeit verschlimmern.
Im amerikanischen DSM-Modell werden einzelne Lernstörungen als relative Minderleistung betrachtet. Ein Beispiel dafür sind Underachiever (DSM-IV, V62.30: Schulschwierigkeiten), was sich auf Schülerinnen und Schüler bezieht, die ihre intellektuellen Fähigkeiten nicht angemessen in schulische Leistungen umsetzen können. Dieses Phänomen kann sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen und wird oft durch Faktoren wie mangelnde Motivation, hohe Leistungsangst und defizitäre Lernstrategien beeinflusst.
Ursachen von Lernstörungen:
In einfachen Worten ausgedrückt, sind Ursachen von Lernstörungen die größeren Faktoren, die das Auftreten von Lernschwierigkeiten beeinflussen können.
Lernstörungen durch mangelnde Informationsverarbeitung
Dies bezieht sich spezifisch auf Schwierigkeiten, die auftreten, wenn das Gehirn eines Kindes Informationen nicht effektiv aufnimmt, verarbeitet oder speichert. Diese Schwierigkeiten können auf Defizite in verschiedenen kognitiven Prozessen zurückzuführen sein.

1. Lernstörungen durch mangelnde Informationsverarbeitung:
Überselektivität
Fehlende Lernvoraussetzungen durch reduzierten Wortschatz
Defizite im phonologischen Rekodieren und phonematischen Bewusstsein
Probleme in der lexikalischen Entwicklung
Defizite im Arbeitsgedächtnis
Unzureichende selektive Aufmerksamkeit
Kognitive Entwicklungsverzögerungen
Geringes und unzureichend vernetztes inhaltliches Wissen
Mangel an Gedächtniseinspeicherung und Selbststeuerung
Bedürfnisaufschub, der die Aneignung neuen Wissens erschwert
2. Einschleichende Lernstörungen:
Einschleichende Lernstörungen sind langsam fortschreitende Schwierigkeiten beim Lernen, die oft über einen längeren Zeitraum hinweg unbemerkt bleiben können. Diese Störungen können sich schleichend entwickeln, ohne dass sofortige offensichtliche Anzeichen vorhanden sind. Sie können verschiedene Ursachen haben, darunter genetische Faktoren, Umweltfaktoren, unzureichende oder ineffektive Unterrichtsmethoden sowie fehlende Unterstützung für individuelle Lernbedürfnisse. Einschleichende Lernstörungen können das Selbstwertgefühl und die Motivation beeinträchtigen und zu einem negativen Lernzyklus führen, der sich im Laufe der Zeit verschlimmern kann, wenn er nicht erkannt und adressiert wird.

Erklärung in eigenen Worten:
Manchmal kann das Gehirn wie ein überfüllter Schrank sein -
es hat Schwierigkeiten, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu finden!
Ihr Kind könnte Probleme haben, wichtige Informationen auszuwählen, wie ein "überselektiver" Schrank, der nur bestimmte Kleidungsstücke herauszieht, während der Rest im Dunkeln verschwindet.
Außerdem könnte sein "Wortschatz-Schatz" etwas knapp sein, was wie ein kleiner Schatztruhen-Mangel erscheint. Das Gehirn muss auch wie ein musikalischer Dirigent sein und die richtigen Töne (oder Buchstaben) im richtigen Moment erklingen lassen. Aber manchmal kann es da ein paar schräge Noten geben!
Maßnahme für mangelnde Informationsverarbeitung:
Eine Möglichkeit, Ihrem Kind zu helfen, sein Gehirn zu einem besseren Organisator zu machen, ist ihm beizubringen, wie man wichtige Informationen leichter herauszieht. Zum Beispiel könnten visuelle Hilfen wie Farbcodierungen oder Mind Maps verwendet werden, ähnlich wie Harry Potter seine Zaubertricks nutzt, um seine Abenteuer zu meistern. Diese Techniken können Ihrem Kind helfen, Informationen besser zu strukturieren und zu behalten, ohne die Notwendigkeit fliegender Besen!
Maßnahme für einschleichende Lernstörungen:
Einschleichende Lernstörungen können wie kleine Spione sein, die sich langsam in die Lernparty einschleichen, ohne eingeladen zu sein! Wenn Ihr Kind Anzeichen zeigt, dass es Dinge vergisst oder Schwierigkeiten hat, sich zu erinnern, könnten frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden. Neben der Einführung verschiedener Gedächtnisstrategien wie Wiederholungstechniken oder Mnemotechniken könnte auch eine regelmäßige Wiederholung des Lernstoffs erfolgen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass diese kleinen Spione keine Chance haben, das Zeug zur Party zu vermasseln! Mit etwas Unterstützung und ein paar lustigen Tricks kann sichergestellt werden, dass Ihr Kind bereit ist, die Lernwelt zu erobern und den Spaß am Lernen zurückzugewinnen!
Allgemein werden bei der Förderung folgende Bereiche bearbeitet:

In diesem ersten Teil habe ich Ihnen die wichtigsten Grundlagen im Umgang mit Lernstörungen vorgestellt.
In den nächsten Teilen werden wir spezifische Lernstörungen genauer betrachten und ich werde Ihnen praktische Tipps zur Unterstützung Ihres Kindes geben.
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Literatur
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Swanson, H. L., & Harris, K. R. (Eds.). (2014). Handbook of learning disabilities (2nd ed.). Guilford Press.
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Fletcher, J. M., Lyon, G. R., Fuchs, L. S., & Barnes, M. A. (2007). Learning disabilities: From identification to intervention. Guilford Press.
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Lauth, Grünke, Brunstein, Interventionen bei Lernstörungen, 2003, Hofgrefe
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