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Anpassungsstörung bei Kindern und Jugendlichen – Wenn Alltag plötzlich zu viel wird.

Aktualisiert: 30. Mai


Anpassungsstörung bei Kindern und Jugendlichen -Wenn Alltag plötzlich zu viel wird.

Die Diagnose klingt harmlos – die Auswirkungen sind es nicht: Eine Anpassungsstörung beschreibt eine psychische Reaktion auf ein belastendes Ereignis, die das emotionale Gleichgewicht eines Kindes oder Jugendlichen spürbar aus dem Lot bringt. Sie zählt zu den reaktiven psychischen Störungen – das bedeutet: Sie entsteht nicht aus dem Nichts, sondern als Folge konkreter äußerer Belastungen.





Typische Auslöser können sein:

  • Trennung oder Scheidung der Eltern

  • Schulwechsel, Mobbing, Leistungsdruck

  • Krankheit, Unfall oder Tod im Umfeld

  • familiäre Konflikte, psychische Erkrankungen der Bezugspersonen

  • Umzug, Flucht oder andere Lebensumbrüche


Wie äußert sich eine Anpassungsstörung?

Die Symptome beginnen meist innerhalb weniger Wochen nach dem belastenden Ereignis – sie können leicht, aber auch sehr deutlich ausfallen:

  • Traurigkeit, Reizbarkeit, Rückzug

  • Schlafprobleme, Ängste, Konzentrationsstörungen

  • körperliche Beschwerden ohne organische Ursache

  • plötzliche Leistungsabfälle oder Schulverweigerung

  • sozialer Rückzug, Selbstzweifel, gelegentlich aggressives Verhalten


Im Unterschied zu kurzen Stimmungsschwankungen hält die Symptomatik meist über mehrere Wochen an und beeinflusst das soziale oder schulische Funktionieren deutlich spürbar.


Diagnosekriterien Anpassungsstörung bei Kindern ICD-11 / DSM-5

Eine Anpassungsstörung wird diagnostiziert, wenn:

  • eine auslösende Belastung erkennbar ist,

  • die Reaktion deutlich über das übliche Maß hinausgeht,

  • die Symptome funktionseinschränkend sind (z. B. Schule, Familie),

  • und keine andere psychische Störung die Beschwerden besser erklärt.


Aktuelle Erkenntnisse

  • Neurobiologisch zeigen betroffene Kinder oft eine erhöhte Stresssensitivität, u. a. in der HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse).

  • Studien deuten darauf hin, dass frühkindliche Bindungserfahrungen, Resilienzfaktoren und familiäre Schutzfaktoren entscheidend für die Bewältigung sind.

  • Auch Genetik und Temperament spielen eine Rolle – sensible, introvertierte oder neurodivergente Kinder reagieren oft schneller mit Überforderung.

  • In der ICD-11 wird die Anpassungsstörung zunehmend als eigenständige Störung mit möglicher Chronifizierung anerkannt – kein Übergangszustand mehr, sondern eine ernstzunehmende psychische Belastung.


Komorbiditäten – was häufig zusätzlich auftritt

Nicht selten tritt eine Anpassungsstörung gemeinsam mit anderen psychischen Problemen auf, z. B.:

  • Angststörungen (z. B. Trennungsangst, soziale Phobie)

  • Depressionen oder depressive Episoden

  • ADHS oder emotionale Regulationsstörungen

  • Essstörungen, Zwangssymptome

  • dissoziative Zustände, besonders bei traumatisierenden Auslösern


Die Übergänge sind fließend – je länger eine Anpassungsstörung unbehandelt bleibt, desto höher das Risiko für chronische Folgeerkrankungen..


Was hilft? – Therapeutische Möglichkeiten

Nicht jedes Kind braucht eine langwierige Therapie – aber jedes betroffene Kind braucht ernsthafte Zuwendung und Stabilisierung.

Hilfreich sind u. a.:


  • Systemische Kurzzeittherapie oder Gesprächstherapie

  • Traumapädagogische Begleitung (bei schwereren Auslösern)

  • Ressourcenorientierte Methoden, z. B. kreative oder körperorientierte Verfahren

  • Familiengespräche und Elternarbeit, um das Umfeld mit einzubeziehen

  • Bei Bedarf: Zusammenarbeit mit Schule, Jugendhilfe oder Kinderärzten


Ziel ist es, dem Kind zu helfen, das Geschehene zu verarbeiten, sich wieder sicher zu fühlen und eigene Bewältigungsstrategien zu entwickeln.





Fazit

Eine Anpassungsstörung ist keine Überempfindlichkeit, sondern ein ernstzunehmendes Signal der kindlichen Psyche: „Ich bin überfordert.“ Wird sie früh erkannt und begleitet, lässt sich viel Leid verhindern – wird sie ignoriert, steigt das Risiko langfristiger psychischer Probleme.

Eltern, Lehrkräfte und Fachpersonen sind gefragt, aufmerksam hinzusehen. Denn hinter dem stillen Rückzug oder dem plötzlichen Wutausbruch kann ein Kind stecken, das gerade den Halt verloren hat.





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Anpassungsstörung bei Kindern

2 Kommentare

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Ulrike
14. Juni
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Danke!

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Gast
11. Juni
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

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