
In Deutschland steigen die Zahlen psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen rasant. Psychiatrien sind überfüllt, Psycholog*innen überlastet, und die Wartezeiten für Therapieplätze erstrecken sich oft über Monate bis Jahre. Was steckt hinter dieser alarmierenden Entwicklung? Liegt es an Medienkonsum, einem überfordernden Schulsystem oder gesellschaftlichen Veränderungen? Dieser Beitrag beleuchtet kurz die aktuell häufigsten Störungen, mögliche Ursachen und die Folgen für betroffene Kinder und ihre Familien.
Die häufigsten psychischen Störungen bei Kindern
Immer mehr Kinder erhalten Diagnosen wie:
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung): Unruhe, Konzentrationsprobleme, Impulsivität.
Angststörungen: Soziale Ängste, Trennungsangst, Panikattacken.
Depressionen: Antriebslosigkeit, soziale Isolation, negative Selbstwahrnehmung.
Autismus-Spektrum-Störungen: Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, intensive Spezialinteressen.
Schulverweigerung: Angst vor Misserfolg, Mobbing, Leistungsdruck.
Essstörungen: Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating als Reaktion auf Stress oder Selbstwertprobleme.
Diese Störungen beeinflussen nicht nur das Kind, sondern die gesamte Familie. Eltern stehen vor der Herausforderung, geeignete Hilfe zu finden – was angesichts der aktuellen Versorgungslage oft nahezu unmöglich ist.
Überlastete Psychiatrien und lange Wartelisten
Kinder- und Jugendpsychologen melden Kapazitätsengpässe, viele können keine neuen Patient*innen mehr aufnehmen. Ambulanzen und Praxen für Kinder- und Jugendpsychotherapie sind ebenfalls überfüllt. Eltern berichten von Wartezeiten von bis zu einem Jahr für eine Diagnostik.
Warum ist das so? Mehrere Faktoren spielen eine Rolle:
Fachkräftemangel: Zu wenig Psychotherapeut*innen und Kinderpsychiater*innen.
Steigende Fallzahlen: Mehr Kinder als je zuvor zeigen psychische Auffälligkeiten.
Höhere Sensibilisierung: Eltern und Schulen achten mehr auf psychische Probleme und suchen früher Hilfe.
Post-Pandemie-Effekte: Die Lockdowns haben Ängste, Isolation und Stress verstärkt.
Politisches Versagen: Die Ausbildung für Kinderpsychologie wurde reformiert – mit dem paradoxen Effekt, dass nun noch weniger Fachkräfte in diesem Bereich tätig sind.
Ursachen für die psychische Krise: Medien, Schule oder Gesellschaft?
Was lässt die Zahlen steigen? Hier sind einige zentrale Faktoren:
Medienkonsum und Digitalisierung: Kinder sind ständig online, erleben Cybermobbing und Reizüberflutung. Social Media verstärkt Perfektionsdruck und Vergleichszwang.
Marodes Schulsystem und Leistungsdruck: Förderschulen werden abgebaut, die Inklusion ist oft schlecht umgesetzt, und individuelle Förderung bleibt aus. Lange Schultage, hohe Anforderungen und zu wenig Schulpsycholog*innen setzen Kinder zusätzlich unter Druck.
Gesellschaftliche Veränderungen: Familienstrukturen wandeln sich, viele Eltern sind beruflich stark eingespannt. Zeit für Gespräche und emotionale Unterstützung fehlt.
Fehlende Schutzräume: Früher waren Straßenspiel, Sportvereine und unstrukturierte Freizeit selbstverständlich. Heute gibt es kaum noch sichere Orte, an denen Kinder sich frei entfalten können.
Kinder ohne Lobby: In der Politik werden die Interessen von Kindern oft ignoriert. Fehlende Investitionen in Gesundheit und Bildung zeigen, dass sie keine starke Stimme haben.
Was können Eltern und Fachkräfte tun?
Frühzeitig handeln: Gespräche mit Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen oder Familienberatungen können erste Schritte sein.
Resilienz stärken: Kinder brauchen Strategien, um mit Stress umzugehen – durch Sport, kreative Aktivitäten und soziale Kontakte.
Medienkonsum begrenzen: Bewusster Umgang mit Smartphones und sozialen Netzwerken kann helfen.
Politische Forderungen stellen: Mehr Therapieplätze, bessere Schulpsychologie und eine kindgerechtere Bildungspolitik sind dringend notwendig.
Fazit
Deutschland steckt in einer psychischen Krise – besonders für Kinder. Die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen, überfüllte Psychiatrien und lange Wartezeiten auf Therapieplätze zeigen den akuten Handlungsbedarf. Es braucht mehr Fachkräfte, ein Bildungssystem, das Kinder wirklich unterstützt, und gesellschaftliche Lösungen, die Kinder in den Mittelpunkt stellen. Eltern können im Alltag bereits viel bewirken – doch ohne strukturelle Veränderungen wird sich das Problem weiter zuspitzen.
👉 Hier geht es zu meiner Startseite
👉 Hier findest Du alle Blogartikel in der Blog-Übersicht
Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht?
Teile sie gerne in den Kommentaren- bis ganz unten durchscrollen!
Comments